Die FCI hat eine Arbeitsgruppe 2012 gegründet, die am 1. Mai in Brüssel zusammengetreten
ist. Der Bedarf an einer derartigen Gruppe ergab sich aus den zahlreichen Themen,
mit denen die Welt der reinrassigen Hundezucht umzugehen hat, z. B. erhöhtes Interesse
der Öffentlichkeit und der Medien an Hundeausstellungen und Zucht. Natürlich gibt
es berechtigte Anliegen für Gesundheit und Wohlbefinden von Hunden, doch gelegentlich
kam es zu Fehlinformationen und emotionalen Debatten anstatt rationellen und ausgewogenen
Diskussionen. Haben Kynologenverbände im Allgemeinen die Aufgabe, proaktiver zur
Steigerung des Bewusstseins für die positiven Aspekte der Welt der reinrassigen
Hunde beizutragen, und die zahlreichen Aktivitäten von FCI-Mitgliedern hervorzuheben,
die sich auf die Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens
von Hunden weltweit beziehen?
Die Gesamtheit der FCI-Mitglieder hat umfangreiches Know-how sowie große Erfahrung
und vielfältige Ressourcen aufzuweisen, die zum Vorteil aller genutzt werden sollten.
Auch außerhalb der FCI gibt es aktive kynologische Organisationen, die sich ebenfalls
für ähnliche Anliegen einsetzen, und über Ressourcen, Informationen und Erfahrung
verfügen. Wie können wir auf Informationen und Ressourcen zugreifen, um die effiziente
und effektive Einschätzung von Angelegenheiten und die Entwicklung von Aktionen
zu erreichen? Wie können sich Kynologenverbände mit der Hundewelt zusammentun, zum
Wohle von Hunden und Menschen weltweit?
Vor diesem Hintergrund lud der FCI-Vorstand Frau Dr. Brenda Bonnett dazu ein, an
der Sitzung am 12. April 2012 in Wien teilzunehmen. Sie ist Projektleiterin einer
Initiative, die der Vorstand für hochinteressant hielt. Nachfolgend eine Zusammenfassung
Ihres Vortrags.
Ein Informationsnetzwerk zur Unterstützung von Gesundheit, Wohlbefinden und Schutz
von Hunden (Arbeitstitel: Sharing and Caring for Dogs)
Ein Vortrag von Brenda Bonnett, BSc, DVM, PhD
Frau Dr. Bonnet ist Tierärztin und Epidemiologin, eine ehemalige außerordentliche
Professorin, mit einer Stellung am Ontario Veterinary College bei der University
of Guelph, in Kanada, und anerkannte internationale Expertin für Gesundheitsfragen
für Hunde und für Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Hund. Sie arbeitet seit
langen Jahren mit Schweden zusammen.
Der schwedische Kynologenverband (SKK) und Agria Animal Insurance in Schweden sind
langfristige Partner und unterstützen viele Forschungsarbeiten. Sie haben gemeinsam
rassenspezifische Statistiken über die Gesundheit und Krankheiten von Hunden zusammengetragen,
die zu den weltweit umfangreichsten gehören (Agria Hunderassenprofile,
http://www.agria.se/agria/artikel/agria-dog-breed-profiles-1).
Neben vielen Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitungen wurden sie auch
in die rassenspezifischen Anweisungen für Richter und Zuchtstrategien aufgenommen,
die von schwedischen Zuchtvereinen entwickelt wurden und bei Schulungsprogrammen
in großem Maße eingesetzt werden. Die Agria-SKK Forschungsstiftung hat auf dieser
Partnerschaft im Herbst 2011 ein Pilotprojekt aufgebaut, um ein Modell eines internetbasierten
Informationsnetzwerks zu entwickeln, für die Unterstützung der Gesundheit, des Wohlbefindens
und des Schutzes von Hunden (das Programm trägt den Arbeitstitel "Sharing and Caring
for Dogs"). Der allgemeine Aufbau der Plattform ist in Abb. 1 zu sehen (siehe unten).
In vielen Ländern bestehen Initiativen von Regierungs- und Aufsichtsbehörden, nationalen
und internationalen Kynologenverbänden, Forschern, Zuchtvereinen und Tierschutzorganisationen,
die sich mit Gesundheitsfragen für Hunde beschäftigen. Das Anliegen ist im Prinzip
stets ähnlich, auch wenn die spezifischen Prioritäten manchmal unterschiedlich sind.
Die effektivste und effizienteste Art und Weise, um Fortschritte zu erzielen, besteht
in der Kooperation und Mitwirkung, um zu vermeiden, wiederholte Arbeit zu leisten,
und um maximale Ergebnisse zu erzielen. Das Ziel dieser Initiative besteht im Aufbau
einer Internetplattform zur Bereicherung der Gewinnung und Verbreitung von Wissen
über Gesundheitsfragen bei Hunden. Eines der Ziele des Pilotprojekts besteht in
der Ermittlung und Einbeziehung weiterer Akteure als potenzielle Partner für die
Entwicklung der Plattform. Mit diesen Anstrengungen können wir vorhandene Stärken,
Erfahrung und Sachwissen nutzen, den effizienten und effektiven Zugang zur Information
verbessern, und das internationale Engagement für die Gesundheit und das Wohlbefinden
von Hunden unter Beweis stellen.
Wie in Abb. 1 dargestellt, wird sich die Ressource auf ein Fundament von Akteuren
stützen, denen das Bedürfnis gemeinsam ist, besseren Zugriff auf die notwendigen
Informationen zu erhalten, um die übergreifenden Ziele der Gesundheit, des Wohlbefindens
und des Schutzes von Hunden zu verstärken. Außerdem müssen die an der Initiative
beteiligten Partner dazu bereit sein, ihre Ressourcen zu teilen, und sie haben die
Werte von Kooperation und Mitwirkung zu verkörpern.
Die Internetressource wird auf drei Säulen ruhen (mit Beispielen für den Inhalt):
Allgemeine Information (Wissensbasis):
- Agria Hunderassenprofile und Updates
- Daten / Statistiken aus anderen Ländern
- Genetische Informationen / Zuchtdaten
- Gemeinsamer Entwurf und Analyse von Erhebungen für Zuchtvereine
Verbreitung von Informationen:
- Dokumentationsstelle für Informationen / Dokumente über Aktivitäten und Initiativen
- Regierungsseitige Untersuchungen / Berichte über Gesundheit und Schutz oder Zuchtthemen
- Schulungsunterlagen / Webinare
- Pressekits / Public Relations-Material
- Rassenspezifische Strategien für die Zucht / für das Richten
Informationsbewertung:
- Empirische Expertengutachten, mit dem Ziel, eine informierte und ausgewogene Entscheidungsfindung
herbeizuführen, z.B. für:
- Regierungsdokumente;
- Medienberichte;
- Zuchtempfehlungen (einschl. Genetiktests).
Das im Netzwerk zur Verfügung stehende Material soll anhand von Themen und Niveaus
organisiert werden, die sich an verschiedene Nutzer richten, wie zum Beispiel Kynologenverbände
und Zuchtvereine, Züchter, gegenwärtige und künftige Hundebesitzer, Forscher und
Veterinäre. Wir werden auf Beziehungen und Zusammenarbeit mit anderen Akteuren in
der Hundewelt setzen, und für effizienten Zugang zu bereits bestehenden Ressourcen
sorgen. Auf diese Weise können wir Lücken in den verfügbaren Informationen ermitteln,
und an deren Ergänzung arbeiten.
Vorgehensweise
- Partner finden
- Entwicklung eines Geschäftsmodells und eines Businessplans
- Klärung der Finanzierung und technischer Fragen
- Aufbau einer nachhaltigen Ressource zur leichteren gemeinsamen Nutzung von Informationen,
Erfahrung und Sachwissen
Über diese Initiative wurde beim gemeinsamen FCI-LAO Kommunikationsforum von der
FCI und den nationalen Kynologenverbänden in Salzburg (Mai 2012) diskutiert.
Die Plattform wurde auch zur Information bei der 6. internationalen Konferenz über
Fortschritte in der Genomik und bei Erbkrankheiten von Hunden und Katzen vorgestellt
(28. Mai bis 1. Juni), und beim Workshop über Hundegesundheit in Schweden (2. und
3. Juni) wurde darüber diskutiert. Es wird erhofft, dass dank derartiger Arbeitsprogramme
viele Akteure der Bereiche Gesundheit, Wohlbefinden und Schutz von Hunden zusammenkommen
werden, zum Nutzen der Hunde weltweit.