Wenn Sie diese Ausgabe des FCI Newsletters erhalten, wird die Ausstellungssaison schon in vollem Gange sein. Ihr Höhepunkt war natürlich die FCI Welt-Hundeausstellung 2012 (WHA) in Salzburg (A). Sie war für alle Ausstellungsbegeisterten ein wahres Fest. Ich möchte den Österreichischen Kynologenverband (ÖKV) und alle, die sich an der Organisation dieser Veranstaltung beteiligt haben, dazu beglückwünschen. Sie haben eine riesige Leistung vollbracht und den Kynologen besondere Erlebnisse ermöglicht.

Eine Kommentierung und Wertung der WHA finden Sie in diesem FCI Newsletter. Leider muss ich aber auf ein trauriges Vorkommnis aufmerksam machen: Es betrifft das Zurücklassen von Hunden in verschlossenen Fahrzeugen bei hohen Außentemperaturen. Der Rettungsdienst und die Polizei kontrollierten zwar die abgestellten Autos regelmäßig und forderten die Aussteller auf, zu ihren Autos zurückzukehren und die Hunde aus solch lebensbedrohenden Situationen zu befreien. Für einen der Hunde war es leider zu spät. Solche Situationen wiederholen sich regelmäßig an vielen Veranstaltungen.

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Stefan Stefik
FCI-Schatzmeister
Die FCI engagiert sich für ein ehrgeiziges Projekt

Die FCI hat eine Arbeitsgruppe 2012 gegründet, die am 1. Mai in Brüssel zusammengetreten ist. Der Bedarf an einer derartigen Gruppe ergab sich aus den zahlreichen Themen, mit denen die Welt der reinrassigen Hundezucht umzugehen hat, z. B. erhöhtes Interesse der Öffentlichkeit und der Medien an Hundeausstellungen und Zucht. Natürlich gibt es berechtigte Anliegen für Gesundheit und Wohlbefinden von Hunden, doch gelegentlich kam es zu Fehlinformationen und emotionalen Debatten anstatt rationellen und ausgewogenen Diskussionen. Haben Kynologenverbände im Allgemeinen die Aufgabe, proaktiver zur Steigerung des Bewusstseins für die positiven Aspekte der Welt der reinrassigen Hunde beizutragen, und die zahlreichen Aktivitäten von FCI-Mitgliedern hervorzuheben, die sich auf die Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Hunden weltweit beziehen?

Die Gesamtheit der FCI-Mitglieder hat umfangreiches Know-how sowie große Erfahrung und vielfältige Ressourcen aufzuweisen, die zum Vorteil aller genutzt werden sollten. Auch außerhalb der FCI gibt es aktive kynologische Organisationen, die sich ebenfalls für ähnliche Anliegen einsetzen, und über Ressourcen, Informationen und Erfahrung verfügen. Wie können wir auf Informationen und Ressourcen zugreifen, um die effiziente und effektive Einschätzung von Angelegenheiten und die Entwicklung von Aktionen zu erreichen? Wie können sich Kynologenverbände mit der Hundewelt zusammentun, zum Wohle von Hunden und Menschen weltweit?

Vor diesem Hintergrund lud der FCI-Vorstand Frau Dr. Brenda Bonnett dazu ein, an der Sitzung am 12. April 2012 in Wien teilzunehmen. Sie ist Projektleiterin einer Initiative, die der Vorstand für hochinteressant hielt. Nachfolgend eine Zusammenfassung Ihres Vortrags.

Yves De Clercq
FCI-Exekutivdirektor

Ein Informationsnetzwerk zur Unterstützung von Gesundheit, Wohlbefinden und Schutz von Hunden (Arbeitstitel: Sharing and Caring for Dogs)
Ein Vortrag von Brenda Bonnett, BSc, DVM, PhD

Frau Dr. Bonnet ist Tierärztin und Epidemiologin, eine ehemalige außerordentliche Professorin, mit einer Stellung am Ontario Veterinary College bei der University of Guelph, in Kanada, und anerkannte internationale Expertin für Gesundheitsfragen für Hunde und für Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Hund. Sie arbeitet seit langen Jahren mit Schweden zusammen.

Der schwedische Kynologenverband (SKK) und Agria Animal Insurance in Schweden sind langfristige Partner und unterstützen viele Forschungsarbeiten. Sie haben gemeinsam rassenspezifische Statistiken über die Gesundheit und Krankheiten von Hunden zusammengetragen, die zu den weltweit umfangreichsten gehören (Agria Hunderassenprofile, http://www.agria.se/agria/artikel/agria-dog-breed-profiles-1). Neben vielen Veröffentlichungen in wissenschaftlichen Zeitungen wurden sie auch in die rassenspezifischen Anweisungen für Richter und Zuchtstrategien aufgenommen, die von schwedischen Zuchtvereinen entwickelt wurden und bei Schulungsprogrammen in großem Maße eingesetzt werden. Die Agria-SKK Forschungsstiftung hat auf dieser Partnerschaft im Herbst 2011 ein Pilotprojekt aufgebaut, um ein Modell eines internetbasierten Informationsnetzwerks zu entwickeln, für die Unterstützung der Gesundheit, des Wohlbefindens und des Schutzes von Hunden (das Programm trägt den Arbeitstitel "Sharing and Caring for Dogs"). Der allgemeine Aufbau der Plattform ist in Abb. 1 zu sehen (siehe unten).

In vielen Ländern bestehen Initiativen von Regierungs- und Aufsichtsbehörden, nationalen und internationalen Kynologenverbänden, Forschern, Zuchtvereinen und Tierschutzorganisationen, die sich mit Gesundheitsfragen für Hunde beschäftigen. Das Anliegen ist im Prinzip stets ähnlich, auch wenn die spezifischen Prioritäten manchmal unterschiedlich sind. Die effektivste und effizienteste Art und Weise, um Fortschritte zu erzielen, besteht in der Kooperation und Mitwirkung, um zu vermeiden, wiederholte Arbeit zu leisten, und um maximale Ergebnisse zu erzielen. Das Ziel dieser Initiative besteht im Aufbau einer Internetplattform zur Bereicherung der Gewinnung und Verbreitung von Wissen über Gesundheitsfragen bei Hunden. Eines der Ziele des Pilotprojekts besteht in der Ermittlung und Einbeziehung weiterer Akteure als potenzielle Partner für die Entwicklung der Plattform. Mit diesen Anstrengungen können wir vorhandene Stärken, Erfahrung und Sachwissen nutzen, den effizienten und effektiven Zugang zur Information verbessern, und das internationale Engagement für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Hunden unter Beweis stellen.

Wie in Abb. 1 dargestellt, wird sich die Ressource auf ein Fundament von Akteuren stützen, denen das Bedürfnis gemeinsam ist, besseren Zugriff auf die notwendigen Informationen zu erhalten, um die übergreifenden Ziele der Gesundheit, des Wohlbefindens und des Schutzes von Hunden zu verstärken. Außerdem müssen die an der Initiative beteiligten Partner dazu bereit sein, ihre Ressourcen zu teilen, und sie haben die Werte von Kooperation und Mitwirkung zu verkörpern.

Die Internetressource wird auf drei Säulen ruhen (mit Beispielen für den Inhalt):

Allgemeine Information (Wissensbasis):

  • Agria Hunderassenprofile und Updates
  • Daten / Statistiken aus anderen Ländern
  • Genetische Informationen / Zuchtdaten
  • Gemeinsamer Entwurf und Analyse von Erhebungen für Zuchtvereine

Verbreitung von Informationen:

  • Dokumentationsstelle für Informationen / Dokumente über Aktivitäten und Initiativen
  • Regierungsseitige Untersuchungen / Berichte über Gesundheit und Schutz oder Zuchtthemen
  • Schulungsunterlagen / Webinare
  • Pressekits / Public Relations-Material
  • Rassenspezifische Strategien für die Zucht / für das Richten

Informationsbewertung:

  • Empirische Expertengutachten, mit dem Ziel, eine informierte und ausgewogene Entscheidungsfindung herbeizuführen, z.B. für:
    • Regierungsdokumente;
    • Medienberichte;
    • Zuchtempfehlungen (einschl. Genetiktests).

Das im Netzwerk zur Verfügung stehende Material soll anhand von Themen und Niveaus organisiert werden, die sich an verschiedene Nutzer richten, wie zum Beispiel Kynologenverbände und Zuchtvereine, Züchter, gegenwärtige und künftige Hundebesitzer, Forscher und Veterinäre. Wir werden auf Beziehungen und Zusammenarbeit mit anderen Akteuren in der Hundewelt setzen, und für effizienten Zugang zu bereits bestehenden Ressourcen sorgen. Auf diese Weise können wir Lücken in den verfügbaren Informationen ermitteln, und an deren Ergänzung arbeiten.

Vorgehensweise

  • Partner finden
  • Entwicklung eines Geschäftsmodells und eines Businessplans
  • Klärung der Finanzierung und technischer Fragen
  • Aufbau einer nachhaltigen Ressource zur leichteren gemeinsamen Nutzung von Informationen, Erfahrung und Sachwissen

Über diese Initiative wurde beim gemeinsamen FCI-LAO Kommunikationsforum von der FCI und den nationalen Kynologenverbänden in Salzburg (Mai 2012) diskutiert.

Die Plattform wurde auch zur Information bei der 6. internationalen Konferenz über Fortschritte in der Genomik und bei Erbkrankheiten von Hunden und Katzen vorgestellt (28. Mai bis 1. Juni), und beim Workshop über Hundegesundheit in Schweden (2. und 3. Juni) wurde darüber diskutiert. Es wird erhofft, dass dank derartiger Arbeitsprogramme viele Akteure der Bereiche Gesundheit, Wohlbefinden und Schutz von Hunden zusammenkommen werden, zum Nutzen der Hunde weltweit.