Wenn Sie diese Ausgabe des FCI Newsletters erhalten, wird die Ausstellungssaison schon in vollem Gange sein. Ihr Höhepunkt war natürlich die FCI Welt-Hundeausstellung 2012 (WHA) in Salzburg (A). Sie war für alle Ausstellungsbegeisterten ein wahres Fest. Ich möchte den Österreichischen Kynologenverband (ÖKV) und alle, die sich an der Organisation dieser Veranstaltung beteiligt haben, dazu beglückwünschen. Sie haben eine riesige Leistung vollbracht und den Kynologen besondere Erlebnisse ermöglicht.

Eine Kommentierung und Wertung der WHA finden Sie in diesem FCI Newsletter. Leider muss ich aber auf ein trauriges Vorkommnis aufmerksam machen: Es betrifft das Zurücklassen von Hunden in verschlossenen Fahrzeugen bei hohen Außentemperaturen. Der Rettungsdienst und die Polizei kontrollierten zwar die abgestellten Autos regelmäßig und forderten die Aussteller auf, zu ihren Autos zurückzukehren und die Hunde aus solch lebensbedrohenden Situationen zu befreien. Für einen der Hunde war es leider zu spät. Solche Situationen wiederholen sich regelmäßig an vielen Veranstaltungen.

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Stefan Stefik
FCI-Schatzmeister
Ausführlicher Bericht über die Welthundeausstellung in Salzburg (AT), 18.-20. Mai 2012

Erster Tag

Österreich gehört zu den Gründungsmitgliedern der FCI, hatte aber bisher noch keinen Beitrag zu den Feiern anlässlich des 100. Jubiläums der FCI geliefert. Nach Deutschland mit der FCI Centenary Winner Dog Show in Dortmund, Frankreich mit der FCI Centenary World Dog Show in Paris, den Niederlanden mit der FCI Centenary European Dog Show in Leeuwarden, Belgien mit der FCI Centenary World Champion of Champions in Brüssel war Österreich nun an der Reihe: Die Welthundeausstellung 2012 fand in Salzburg statt, der hübschen Heimatstadt Mozarts am Rand der Berge.

© Karl Donvil
Best of Group FCI Gr. III
American Staffordshire Terrier DON KING OF RING'S
Owner: Zeljic Natalija

Der erste Tag war wie stets der Tag der Proben. Die Richter mussten vier Gruppen bewerten: Gruppe III mit Terriern, Gruppe VII mit britischen und kontinentalen Vorstehhunden, Gruppe VIII mit Wasserhunden und Gruppe X mit Windhunden. Im Allgemeinen war alles vielversprechend und gut organisiert. Seit der letzten großen Veranstaltung in Wien gab es hinsichtlich der Organisation viele Verbesserungen. Allerdings entwickelten sich bestimmte Dinge, die außerhalb des Einflussbereichs des Österreichischen Kynologenverbandes (ÖKV) lagen, für die Aussteller ziemlich unangenehm: Obwohl der ÖKV die Polizei vorab mehrfach auf die gleichzeitige Ankunft tausender Autos hingewiesen hatte, wurde dem kein Gehör geschenkt. Das Ergebnis war, dass viele Aussteller stundenlang im Stau standen, bevor sie endlich an den Hallen ankamen.

© Karl Donvil
Best of Group FCI Gr. VII
Weimaraner GREY CLASSIC'S IPANEMA GIRL
Owner: Edwin Lenaerts

Glücklicherweise sorgte das schöne Wetter dafür, dass die gute Laune schnell wieder zurückkehrte.
In den Hallen war es angenehm ruhig. Ihre Größe erlaubte den Aufbau großer Ringe und das ungehinderte Umherlaufen. Auch die Händler mit ihren Ständen waren darüber erfreut. Mit etwas Glück und den voraussichtlich geringeren Verkehrsproblemen am Samstag waren die Aussichten vielversprechend.

© Karl Donvil
Best of Group FCI Gr. VIII
English Springer Spaniel LINMOOR ZIMPLY ZALIENT
Owner: Katarzyna Ksiazek

Die Finalwettbewerbe fanden in der Arena statt. Dort gab es genug Platz für einen besonders großen Ehrenring und einen riesigen LED-Schirm dahinter. Alles war einfach und praktisch aufgebaut: Die Richter an der einen Seite, das Podium vorne, Einlauf der Hunde gegenüber dem Podium und rundherum die Zuschauertribünen. Es war eine Freude, für die Presse zu arbeiten.

Zweiter Tag

Heiß, warm, heiß. Das Wetter änderte sich plötzlich, es wurde heiß – und daraus ergab sich das einzige Problem. In den Ausstellungshallen ließ sich die Wärme ertragen. Aber viele UNVERANTWORTLICHE Hundebesitzer hatten ihre Hunde draußen auf dem Parkplatz in den Autos gelassen.

© Karl Donvil
GROUP I
Welsh Corgi Pembroke ANDVOL PINKERTON
Owner: Olga Shilova
© Karl Donvil
GROUP V BOB
Siberian Husky SNOWMIST'S QUICKSILVER SPEIGAS
Owner Kim Leblanc

Die deswegen zu erwartenden negativen Pressemeldungen würden die gesamte, für diese Veranstaltung verrichtete positive Arbeit zunichtemachen. Dieses Handeln war den Hunden gegenüber einfach VERANTWORTUNGSLOS. Obwohl die Polizei und andere Leute die Parkplätze kontrollierten und zahlreiche Warnhinweise über die Lautsprecher verbreitet wurden, starb ein Šarplaninac in einem Auto. Das war nicht der einzige Vorfall, ein anderer Hund starb, allerdings nicht im Zusammenhang mit der Ausstellung. Bei einem Feuerwerk geriet er in Panik und kam unter ein Auto. So etwas kann natürlich überall passieren. Das tut mir leid, die Organisatoren (und die Hunde) haben das nicht verdient.
Neben den üblichen Verkehrsproblemen ist ansonsten aber alles bestens abgelaufen. Viele zufriedene Gesichter waren zu sehen - und wie immer gab es natürlich auch solche Leute, die an allem etwas auszusetzen haben.
Es gab die Gruppe I mit den Hüte- und Treibhunden, Gruppe V mit den Spitzen und Hunden vom Urtyp und Gruppe IX mit den Gesellschafts- und Begleithunden. Zu den Höhepunkten im Ehrenring-Programm gehörten einige schöne Gesangsdarbietungen eines ausgezeichneten italienischen Opernsängers – was natürlich in der Mozartstadt zu erwarten war!

© Karl Donvil
GROUP IX BOB
Poodle ALEPH AMERICAN IDOL
Owner: Charlotte Sandell

Großen Anklang fand auch der Besuch von Frau Fiona Swarowski – ja, von der berühmten Kristall-Firma! Sie spendete einen Pokal und ein Halsband für den Gewinner der Paarklasse. In einer empathischen Rede forderte sie dazu auf, nicht nur reinrassige Hunde zu lieben, sondern die Tierliebe auf alle Hunde auszudehnen. Sie unterstützt ein Hundeasyl und hat selbst etwa 15 Straßenhunde in ihre Obhut genommen. Diese große Dame hat das Herz auf dem richtigen Fleck!

Dritter Tag und Finalwettbewerbe

Auch am letzten Tag war es warm und sonnig. An sonnigen Tagen besteht leider immer wieder das Risiko, dass viele Leute ihren Hund „sicher“ im Auto einschließen, damit er nicht gestohlen werden kann. Doch schon einige Minuten im heißen Auto können ausreichen, um den Tod zu verursachen!
Glücklicherweise war das an diesem Tag nicht der Fall. Es gab regelmäßige Lautsprecherdurchsagen mit entsprechenden Warnhinweisen für die Hundebesitzer. Ein Inspektorenteam kontrollierte den ganzen Tag über die Autos und ich kann ihnen versichern, dass sie viel zu tun hatten. In den Hallen waren die Temperaturen erträglich, sogar angenehm kühl. Aber einige Ringe waren draußen in großen Zelten untergebracht. Nach den Angaben der dort tätigen Richter war es in den Zelten ziemlich heiß.

© Karl Donvil
FCI group II
Newfoundland STARRY TOWN BON PRIN
Owner: Maurizio Mauro

In Gesprächen mit den Inhabern der Verkaufsstände wollte ich etwas über ihre Zufriedenheit erfahren. Sie berichteten, dass sie schon auf besseren Ausstellungen waren und dass diese insgesamt absolut nicht schlecht sei. Der Tiernahrungshersteller Purina trat zum ersten Mal in seiner Firmengeschichte als Hauptsponsor auf und war damit sehr zufrieden. Sie hatten am Eingang der Hallen im Freien einen großen Swimmingpool aufgestellt. Dort konnten die Hunde ins Wasser springen, um einen Ball oder ein Spielzeug zu apportieren. Das war ein Riesenspaß und fand beim Publikum viel Beifall. Es war lustig, zu sehen, wie manche Hunde versuchten, ihren Ball zurückzuholen, ohne ins Wasser springen zu müssen. Einige sprangen schließlich hinein, aber kein zweites Mal, andere hatten großen Spaß daran und noch andere waren abgeschreckt und zogen ein trockenes Fell vor.

© Karl Donvil
FCI group IV
Dachshund NORDEN LIHT UNKAS KRYLOVA A.S.

Um 15 Uhr begann das Programm im Ehrenring, das sich ziemlich lange hinzog, denn zu den Finalwettbewerben gehören einige protokollarische Zeremonien und außerdem noch die Best In Show und die Best Junior In Show. Auch hier verlief wieder alles reibungslos und die Kandidaten für die Endauswahl wurden bekannt. Drei Gruppen mussten von den Richtern beurteilt werden: Die große Gruppe II (Pinscher und Schnauzer – Molosser – Schweizer Sennenhunde), Gruppe IV (Dackel) sowie die meines Erachtens interessanteste und nobelste Gruppe, die Gruppe VI (Laufhunde, Schweisshunde und verwandte Rassen). Tatsächlich ist dies die größte FCI-Gruppe, aber auf „normalen“ Hundeausstellungen ist die Diversität oftmals enttäuschend klein. Auf großen Hundeausstellungen, wie die Weltausstellungen und die Ausstellungen der europäischen Sektion, ist diese Gruppe ein Glanzpunkt, weil man dort die Gelegenheit hat, einige sehr seltene Rassen zu sehen. Haben Sie schon mal einen Segugio Italiano, eine Brandlbracke, eine Alpenländische Dachsbracke, eine Tiroler Bracke, einen Briquet Griffon Vendéen, einen Planinski Gonič, einen Dunker, einen Hygenhund, einen Srpski Trobojni Gonič (lässt sich doch einfach aussprechen, nicht wahr?) oder einen Schwyzer Niederlaufhund gesehen? In dieser Gruppe gibt es mehr als 60 verschiedene Rassen (und viele Subvarietäten, da jedes französische Schloss seinen eigenen Typ hat).

© Karl Donvil
FCI group VI
Basset fauve de Bretagne SHIROBLAM FIRST SLIP
Owner: Elisabeth Strömberg

Neben der täglichen Bewertung der Paarklasse, der Zuchtgruppe, der Babyklasse, der Veteranenklasse sowie der Gewinner von Best of Group Junior und Best of Group, gab es am Sonntag außerdem die Juniorhandling-Weltmeisterschaft, die Bewertung von World Best Junior in Show, die BIS World Winner der FCI, Unterhaltungsdarbietungen sowie die Übergabe der FCI-Fahne. Die Ehre, die nächste Welthundeausstellung zu organisieren, geht an Ungarn. Das hoffen wir zumindest, denn im Land sind Probleme zwischen MEOE (dem FCI-Mitglied) und der ungarischen Regierung aufgetreten. (Anmerkung der Redaktion: die hängigen Probleme, mit denen die MEOE in letzter Zeit konfrontiert gewesen ist, konnten erfolgreich gelöst werden; siehe offizielle Bekanntmachung von Herrn Korósz, MEOE-Präsident, auf der Webseite der FCI http://www.fci.be). Der Zeremonie ging eine folkloristische Unterhaltung mit Gesang und Tanz voraus. Es ist immer ein Vergnügen, diese Art von Tänzen zu sehen.

Doch dann war es Zeit für die Finalwettbewerbe, die mit Best in Show Junior begannen. In diesem Finalwettbewerb traten nur neun Hunde an, denn der Gewinner von Gruppe 10 war nicht wieder erschienen. Richterin war Frau Ganami Kertes aus Israel. Ihr Res Junior BIS ging an den Englischen Pointer Weimpont Keep Smilin, dessen Züchter und Eigentümer Edwin und Kristina Lenaerts aus Belgien sind. Mit dem Titel BIS Junior wurde der Toy Pudel Shantaram Hands Off der Besitzerin Alessandra Guilani ausgezeichnet. Herr Hans Müller, der langjährige FCI-Präsident, wurde gebeten, den Titel Best In Show zu vergeben. Diesmal waren alle Gruppengewinner anwesend und deswegen war die Konkurrenz unter den angetretenen Spitzenhunden besonders groß. Zu den Publikumslieblingen gehörten die Hunde mit besonders anmutigen Bewegungen. Bei der letzten Runde der Hunde im großen Ehrenring erhob sich rauschender Applaus, als der Saluki erschien. Herr Müller wählte für den Titel Res BIS den Welsh Corgi Andovol Pinkerton, ein bekannter Multi-Champion aus Russland, Eigentum von Olga Shilova. Mit dem BIS-Titel zeichnete Herr Müller den Saluki aus, der nicht nur Spitzenfavorit des Publikums war, sondern tatsächlich auch einen wunderbaren Gang hatte. Shiraz California Dreamin‘ aus Schweden ging bei früheren Welt- und Europa-Hundeausstellungen als Gewinner der Gruppe hervor. Sein Eigentümer ist Nicklas Eriksson. Dieser Hund hat ein außergewöhnliches Showtalent, insbesondere für einen Saluki. Er läuft stets vor seinem Eigentümer und bewegt sich stürmisch wie ein Wirbelwind. Die Wahl war gut und richtig. Ich weiß nicht, wie lange diese beiden Hunde auf den großen internationalen Ausstellungen weiterhin den Ehrenring dominieren werden. Doch ich glaube, dass das noch eine Weile so weitergehen wird.

© Karl Donvil
BEST IN SHOW
Saluki SHIRAZ CALIFORNIA DREAMIN'
Owner: Nicklas Eriksson

Alle Beteiligten und Mitarbeiter des Organisationskomitees waren erleichtert, denn die Ausstellung war gut und erfolgreich verlaufen und es gab keine größeren Probleme. Nach Monaten harter Vorbereitungsarbeiten war das Ende schließlich gekommen.

Bevor ich meinen Bericht abschließe, möchte ich Ihnen noch einige Zahlen nennen.

  • Gemeldete Hunde: 18.607 aus 56 verschiedenen Ländern
  • Gemeldete Hunde für die Club-Ausstellungen: mehr als 5.000
  • Junior Handlers: 60 aus 28 verschiedenen Ländern
  • 139 Richter aus 34 verschiedenen Ländern
  • Die 5 Länder mit den meisten Meldungen: Deutschland mit 2.632 Meldungen, Italien mit 2.517, Russland mit 2.286, Tschechische Republik mit 1.374 und Österreich mit 1.176 Meldungen
  • Die entferntesten Länder: Chile 2 Meldungen, China 1 Meldung, Costa Rica 9 Meldungen, Island 1 Meldung, Kasachstan 1 Meldung, Kolumbien 3 Meldungen, Mexiko 9 Meldungen, Puerto Rico 3 Meldungen, Südafrika 1 Meldung, Japan 26 Meldungen und Thailand 5 Meldungen
  • Nicht-FCI-Mitglieder: USA 45 Meldungen, Vereinigtes Königreich 172 Meldungen, Kanada 11 Meldungen

Bericht und Fotos Karl DONVIL